Die Rösterei „Man versus Machine“ liefert die perfekte Antwort

Ein moderner, cleaner Style, 90er Jahre Hip Hop Beats und auf Hochglanz polierte „La Marzocco“-Maschinen: Für das Team von „Man versus Machine“ ist Kaffee nicht einfach nur Kaffee. Sich „noch schnell einen Kaffee ziehen“, damit im Meeting nicht die Augen zufallen, würde man hier wahrscheinlich als Blasphemie bezeichnen. 

Und genau deshalb ist die Rösterei „Man versus Machine“ die wahrscheinlich coolste Antwort auf die Frage: Was ist eigentlich diese „Third Wave Coffee“? Denn die dritte Kaffeewelle ist weder Gegenstand einer kalifornischen Trendsportart noch bezeichnet der Begriff eine bestimmte Bohnen-Sorte. Es ist eine Grundhaltung. Wer die dritte Kaffeewelle reitet, ist ein Kaffeegenießer im wahrsten Sinne des Wortes: Jemand, der sich nicht mit industriellen Kaffeekapseln zufriedengibt, dem wichtig ist, dass die Produzenten den Kaffee genauso zu schätzen wissen wie er und dem nicht egal ist, unter welchen Bedingungen sein Kaffee auf der anderen Hälfte des Globus entsteht. Kurz: Jemand, der jede einzelne Bohne, jeden Tropfen eines guten Kaffee- oder Espresso-Getränks zelebriert. 

Aber warum „Third Wave“?

Zugegeben, „Third Wave“ klingt erstmal nicht nach Kaffee, sondern nach dem neuen Hit eines skandinavischen Star-DJs. Der Ausdruck lässt sich aber ganz einfach erklären: „Third Wave Coffee“ heißt frei übersetzt „dritte Strömung des Kaffeegenusses“ und geht auf Trish Rothgeb zurück – Gründerin und Röstmeisterin der kalifornischen Rösterei „Wrecking Ball Coffee Roasters“. Sie hat ein Konzept entworfen, nach dem sie die Geschichte des Kaffees in drei Wellen bzw. Strömungen unterteilen lässt: 

First Wave Fabriken und Filter Kaffee für alle: das braune Gold wird zur Massenware

First Wave: Fabriken und Filter 

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war Kaffee noch ein Luxusgut wie heute Trüffel oder Kaviar. In kleinen Röstereien und Feinkostläden wurden die Bohnen stolz mit Infos über Herkunft und Herstellung präsentiert und dann vor den Augen des Kunden gemahlen und verpackt. Doch in einem entscheidenden Merkmal hat sich Kaffee schon damals von heutigen Luxusgütern wie Trüffel oder Kaviar unterschieden: Kaffee war nie knapp. 

Je industrialisierter die Welt wurde, desto weniger Gründe gab es, das braune Gold nicht zur Massenware zu machen. Schrittweise begann man also, Kaffee immer mehr Menschen zugänglich zu machen. Dabei bemerkte man schon schnell: Der Markt ist groß. Die Kaffee-Nachfrage schoss immer weiter in die Höhe, vor allem nach Ende des zweiten Weltkriegs. Das hatte auch Auswirkungen auf die Herstellung. Riesige Fabriken stellten Unmengen an Kaffeepulver und Instant-Kaffee her. Die Plantagen wurden größer und größer und die Fließbänder in den Kaffeefabriken liefen schneller und schneller. Dunkel geröstet, fertig gemahlen und vakuumverpackt fand der Kaffee in den 50er und 60er Jahren Einzug ins Supermarktregal und wurde zum Alltagsgetränk. Wo der Kaffee herkommt, wie er geröstet wurde und wie sein Geschmack sich aromatisch zusammensetzt, hat den Verbraucher damals nicht die Bohne interessiert. Hauptsache Koffein. Hauptsache wach. Hauptsache billig. Kaffee wurde zum Lebenselixier und war fortan nach Öl, Aluminium, Weizen und Kohle der fünfgrößte kommerzialisierte Rohstoff der Welt. Die erste Kaffeewelle schlug ein wie ein Tsunami.

Second Wave: Kaffee als Kultur

Genau wie auf den Trend oft der Gegentrend folgt, folgte auf die erste Strömung des Kaffeegenusses auch der Gegenstrom: Der Fokus auf Qualität satt Preis. 

Angestoßen hat diese Strömung der niederländische Immigrant Alfred Peet, als er 1966 in Berkeley (Kalifornien) sein Kaffeehaus „Peet's Coffee & Tea“ eröffnete. „Peet’s Coffee & Tea“ wurde zum FC Barcelona der Kaffeewelt, in dessen hauseigenenr Talentschmiede Alfred Peet unter anderem die Gründer von Starbucks zu Kaffee-Experten ausbildete. Während man sich zuhause nur den drögen Filterkaffee aufbrühen konnte, gab es in Cafés nun aufregende Espresso- Getränke aus qualitativ hochwertigen Arabica-Bohnen. Und das dank der erfolgreichen Espressobars von Starbucks schon bald weltweit. Doch so paradox es klingt: Mit dem Fokus auf Qualität rückte gleichzeitig auch der Kaffee selbst immer mehr in den Hintergrund. Wer sich bei Starbucks ein mit Sahne, Sirup und Sprinkles aufgepepptes Espresso-Getränk als Coffee-to-go geholt hat, war bereit, mehr als das doppelte des durchschnittlichen Kaffeepreises zu bezahlen und sich so keinen Kaffee, sondern eine Auszeit vom Alltagsstress zu kaufen. Kaffee wurde vom Alltagsgetränk zum Lifestyle.

Second Wave: Kaffee als Kultur Sahne, Sirup und Sprinkles statt drögem Filterkaffee
Third Wave Coffee: Kaffee als Genuss Third Wave Coffee: Hier zählt jede Bohne

Third Wave Coffee: Kaffee als Genuss

Nach „Kaffee als Alltagsgetränk bzw. Massenware“ und „Kaffee als Lifestyle“ gibt es seit den 80er Jahren eine dritte Strömung: Kaffee als Genuss. 

Im Gegensatz zu den beiden vorherigen Strömungen findet die dritte Kaffeewelle ihren Ursprung in Europa – genauer gesagt in Norwegen. Von dort aus schwappte sie Anfang der 90er über den atlantischen Ozean nach Amerika und hat die Wahrnehmung und den Umgang mit Kaffee so weltweit revolutioniert. Die dritte Kaffeewelle hat die Faszination und Leidenschaft für Kaffee geschaffen, die der Grund ist, warum Du gerade diesen Artikel liest und ich den Artikel geschrieben habe. Sie ist der Ursprung unserer Liebe zum Kaffee. Mit der „Third Wave Coffee“ begann der Trend, Kaffee wie Wein zu beurteilen: Nach Anbaugebiet und Jahrgang, Arbeitsbedingungen und Ruf der Farmen, Rösttechnik und Röstdatum, Barista und Zubereitungsform – nach eben allem, was den Geschmack eines Kaffees prägt. Dass das nicht bedeutet, dass man im italienischen Maßanzug im Café sitzt und nach jedem Schluck einen Zug von der Tabakpfeife nimmt und sein Monokel nachpoliert, zeigen die Cafés von “Man versus Machine”. Es geht nicht um den Lifestyle. Es geht um den Genuss. Es geht um den Kaffee.

roestfrisch.com Team
Artikel von roestfrisch.com Team
Kaffee- und Espressobohnen Veröffentlicht am 26.05.2020